Die süße Kunst von Branding und Design
Wer tagtäglich feine Mehlspeisen und Petits fours zaubert, ist es gewohnt, genau abzuwägen und die Zutaten mit Sorgfalt auszuwählen. Daran hielt sich Yasmine Scheuringer auch, als es darum ging, ein Rezept für ihr eigenes Unternehmen zu entwickeln. Die Salzburgerin entschied sich für die Grazer Designerin Stefanie Hödlmoser und gewann eine verlässliche Partnerin, die sie per E-Mail und Telefon auf dem turbulenten Weg vom Logo bis zur Geschäftseröffnung begleitete. Beim Wettbewerb „Kreativwirtschaftsgeschichte 2019“ wurde die Kooperation mit Platz 3 ausgezeichnet.
„Man hätt’s nicht schöner machen können“, freut sich Yasmine Scheuringer über das Branding ihres jungen Unternehmens: warme, beerige Rottöne, eine eigens entwickelte Handschrift, einladende Illustrationen, anmutig wirkende Verpackungen, die viel Liebe fürs Detail verraten. Und nicht zuletzt der Name. „die Pâtissière“ bringt den USP der kleinen Café-Konditorei sympathisch auf den Punkt.
Bevor Scheuringer ihr eigenes Unternehmen gründete, leitete sie 25 Jahre lang die Patisserie im Salzburger Hotel Sacher. Dort war sie durch eine Mitarbeiterin auf die Arbeiten der Grazer Designerin Stefanie Hödlmoser aufmerksam geworden. Weil die Konzepte und Umsetzungen ihr nachhaltig im Gedächtnis geblieben waren, verließ sie sich auf ihr Bauchgefühl und wandte sich an die Grazer Agentur: „Das erste Telefonat hat mir das Gefühl gegeben, in guten Händen zu sein.“
Freiraum und Achtsamkeit
Bevor sich die beiden kreativen Frauen persönlich gegenüberstanden, sollten noch unzählige Telefonate folgen. „Eine ungewöhnliche Geschäftsbeziehung“, bestätigt Hödlmoser, die es bis dahin gewohnt war, ihre Kundinnen und Kunden aus dem Großraum Graz persönlich zu treffen. Dass eine Kooperation über Distanz funktionieren kann, war für sie eine wertvolle Erfahrung. „Wichtig ist es, dass man trifft, was die oder der andere braucht und meint. Das erfordert genaues Hinhören. Und über die Distanz braucht es noch ein bisschen mehr Achtsamkeit.“ Mindestens so wertvoll an der Kooperation schätzt sie die Möglichkeit, von Anfang an im Prozess mit dabei gewesen zu sein und den Freiraum ihrer Auftraggeberin.
A la maison
„Wir haben viel telefoniert und mit der Zeit entwickelte sich eine natürliche Art miteinander zu arbeiten.“ Auch Hürden ließen sich durch den intensiven Dialog einfacher meistern, erzählen sie heute. Schwierigkeiten mit Vermietern erschwerten beispielsweise die Wahl des Standorts. Als dann feststand, dass Scheuringer in die Räumlichkeiten einer ehemaligen Konditorei übersiedeln würde, stellte sich die Frage nach einem stimmigen Namen. Sollte der Namen des Traditionshauses ins neue Unternehmen mitgenommen werden? Sollte der eigene Namen in die Auslage oder etwas ganz anderes?
„die Pâtissière“ war schließlich so ganz nach Scheuringers Geschmack, denn der Vorschlag berücksichtigt ihre Vorliebe für französische Backkunst und kommuniziert zugleich den Neubeginn in einem traditionsreichen Haus. Auf dieser Basis entwickelten die beiden Schritt für Schritt eine Idee nach der anderen. Per Mail und Telefon wurden Designvorschläge abgestimmt, aber auch Details wie die Farbwahl der neu gestalteten Räumlichkeiten besprochen. „Ein wichtiger Lernprozess“ meint die Konditorin, der ihr auch neue Aufgaben als Unternehmerin bewusst gemacht habe.
Corporate Cookies
Während der gesamten Gründungsphase hielt Hödlmoser ihrer Kundin den Rücken frei, damit diese sich auf Backkunst und Baustelle konzentrieren konnte. Als „quasi One-Woman-Designagentur“ brachte sie Ideen ein, die das Corporate Branding des neuen Unternehmens stärker verankern. Sie koordinierte Kontakte mit Lieferfirmen und begleitete die professionellen Umsetzung von Tortendekor, Verpackungen, Karten, Markisen, Fassaden etc. vom Anfang bis ins letzte Detail.
„Es war kein einfacher Weg und ganz anders als geplant“, meint Yasmine Scheuringer. „Aber man hätt’s nicht schöner machen können.“ Die Gäste sehen das offensichtlich ebenso und weil die süßen Köstlichkeiten große Nachfrage finden, hat „die Pâtissière“ bereits zwei Mitarbeiterinnen.
© Verena Lepuschitz