Schwerpunkt Innovation
Dritter Österreichischer Kreativwirtschaftsbericht
Die Kerngruppe der Kreativwirtschaft
20.000 Unternehmen bilden den Kernbereich der Kreativwirtschaft: Unternehmen aus den Sparten Design, Werbung, Inhalte-Produktion (Film, Literatur, Journalismus, Musik u.a.), Softwareentwicklung, Verlagswesen und Druck, F&E-Dienstleistungen, Beratung und Training. Als Charakteristika dieses hochkreativen Kerns gelten Originalität, individuelle Kreativität und für KundInnen maßgeschneiderte Lösungen.
Die Kooperationen über die Grenzen des eigenen Geschäftsbereichs hinweg sind charakteristisch für die Branche und betreffen Unternehmen anderer Kreativzweige ebenso wie Betriebe traditioneller Wirtschaftsbereiche, auf nationaler wie auf internationaler Ebene.
Hoher Anteil an AkademikerInnen
30 Prozent aller MitarbeiterInnen in Unternehmen der Kreativwirtschaft haben einen Hochschulabschluss. Dieser Anteil ist mehr als doppelt so hoch wie im Durchschnitt der österreichischen Wirtschaft (13 Prozent) und höher als in fast allen anderen Sektoren. Insgesamt arbeiten rund 50.000 AkademikerInnen in der Kreativwirtschaft.
Die Kreativwirtschaft trägt wesentlich dazu bei, dass das Wissen und das kreative Potenzial von HochschulabsolventInnen in Wertschöpfung umgesetzt werden.
Jeweils etwas mehr als ein Viertel der AkademikerInen in der Kreativwirtschaft hat ein ingenieurwissenschaftliches- bzw. ein wirtschafts- oder rechtswissenschaftliches Studium absolviert. Auch Geistes- und Kulturwissenschaften sowie Sozialwissenschaften sind häufig vertreten.
Ideen- und Wissenstransfer durch mobile MitarbeiterInnen
30 Prozent aller CI-Unternehmen beschäftigen freie MitarbeiterInnen, insgesamt stellt diese Gruppe 17 Prozent aller Beschäftigten in der Kreativwirtschaft Österreichs. Die hohe Zahl freier MitarbeiterInnen ist auch ein Grund für die relativ hohe Personalfluktuation. Rund 30.000 MitarbeiterInnen haben zwischen 2005 und 2007 ihren Arbeitsplatz gewechselt. Die meisten (75 Prozent) wechseln zu anderen Unternehmen, knapp 10 Prozent machen sich selbstständig. Gleichzeitig haben diese CI-Unternehmen im gleichen Zeitraum fast 65.000 Personen neu eingestellt.
Eigene Innovationstätigkeit in der Kreativwirtschaft
Hohe F&E- und Innovationsorientierung
71 Prozent der CI-Unternehmen haben innerhalb eines Dreijahreszeitraums (2005–2007) zumindest eine Innovation eingeführt, d.h. ein neues Leistungsangebot auf den Markt gebracht oder unternehmensintern neue Verfahren implementiert. Im Branchenvergleich ist dies die höchste Quote.
51 Prozent der CI-Unternehmen betreiben eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E). Damit liegt die Kreativwirtschaft im Spitzenfeld der Wirtschaft. Im internationalen Vergleich weisen nur die Softwarebranche und die Chemie- und Pharmaindustrie eine höhere Bereitschaft zu F&E auf.
Hohes Wachstumspotenzial
Zwischen 2005 und 2007 betrug das jährliche Beschäftigungswachstum von CI-Unternehmen fünf Prozent. Es ist damit doppelt so hoch wie in der österreichischen Wirtschaft insgesamt (plus 2,5 Prozent) und auch höher als in allen anderen Hauptwirtschaftszweigen.
Das hohe Wachstum resultiert aus der starken Innovationsorientierung und aus der überproportional stark steigenden Nachfrage nach CI-Leistungen (d.h. aus einem Trend hin zu kundenspezifischen, kreativen und wissensintensiven Produkten).
Arbeit in Netzwerken und Arbeitsteilung innerhalb der Kreativwirtschaft
80 Prozent aller CI-Unternehmen arbeiten im Rahmen der laufenden Geschäftstätigkeit mit anderen Unternehmen zusammen. Rund ein Drittel der Kooperationen ist mittelfristig, etwa die Hälfte ist projekt- oder anlassbezogen. Die NetzwerkpartnerInnen von CI-Unternehmen stammen zum größten Teil aus der Kreativwirtschaft selbst. Nur ein Fünftel kooperiert mit NetzwerkpartnerInnen ausschließlich außerhalb der Kreativwirtschaft.
Die Arbeitsteilung macht vor allem fehlende Kapazitäten wett und sichert die Flexibilität im Wettbewerb. Die Hälfte aller CI-Unternehmen entwickelt auf diese Weise neue Leistungen und Angebote.
Junge Unternehmen, kleinteilige Unternehmensstruktur
Ein Viertel aller Anfang 2008 wirtschaftsaktiven CI-Unternehmen in Österreich wurde in den Jahren 2004 bis 2007 gegründet. Diese Neugründungen beschäftigen ein Fünftel aller in der Kreativwirtschaft tätigen Personen. Über ein Drittel der CI-Unternehmen besteht nur aus einer Person. In weiteren 28 Prozent der CI-Unternehmen arbeiten zwischen zwei und vier Personen. Nur 16 Prozent aller CI-Unternehmen haben 10 oder mehr Beschäftigte.
Projektbasierte Leistungen
83 Prozent der CI-Unternehmen bieten überwiegend kundenspezifische Leistungen an. Dies geht meist mit einer projektbasierten Arbeitsorganisation einher.
Innovationstreiberin in anderen Branchen
Unterstützung für externe Innovationen
Fast die Hälfte aller CI-Unternehmen (46 Prozent) unterstützt ihre KundInnen aus der gewerblichen Wirtschaft, Innovationen einzuführen: 58 Prozent in der Phase der Ideenfindung, 57 Prozent bei der Markteinführung bzw. Implementierung von Innovationen. 48 Prozent sind bei Gestaltung und Design von Innovationen aktiv.
Unterstützung für ein breites Branchenspektrum
Handel, Gewerbe und Industrie profitieren am meisten von Innovationsbeiträgen der Kreativwirtschaft.
International orientiert
30 Prozent der CI-Unternehmen unterstützen ihre KundInnen bei Innovationen auch außerhalb Österreichs. Die Spezialisierung auf Nischenmärkte und sehr spezifische Leistungsangebote stellen oft auch international ein Alleinstellungsmerkmal dar.
Wissenstransfer aus der Wissenschaft
Etwa ein Viertel aller Unternehmen in der Kreativwirtschaft kooperiert mit der Wissenschaft und auch speziell bei F&E-Kooperationen mit der Wissenschaft belegt die Branche einen Spitzenplatz. Aufgrund dieser starken Orientierung hin zu den Wissenschaften und des hohen Beschäftigtenanteils von AkademikerInnen übernimmt die Kreativwirtschaft die Rolle einer „Markterschließerin“ für neue Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Methoden aus dem universitären Bereich.
Kreativwirtschaft bevorzugt urbane Zonen
Knapp 50 Prozent aller österreichischen CI-Unternehmen sind in Universitätsstädten angesiedelt, über 30 Prozent der Betriebe nutzen die Nachfrage und die günstigen Bedingungen der Bundeshauptstadt. Während Kreativ-Unternehmen in fast allen größeren Städten Österreichs und in deren Umlandbezirken zu finden sind, erreicht die Unternehmensdichte im ländlichen Raum meist nicht die Hälfte des Durchschnittswerts.
IKT-Trends
IKT und Software sind technologische Basis für Innovationen
91 Prozent der CI-Unternehmen nutzen im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit neuartige Produkte, Verfahren oder Technologien, die von anderen Unternehmen entwickelt worden sind. 83 Prozent aller CI-Unternehmen greifen dabei auf neue Softwareanwendung zurück, 79 Prozent setzen neue Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) ein. Technologietrends im Bereich IKT und Software sind daher zentral für die künftige Entwicklung und die künftigen Innovationspotenziale in der Kreativwirtschaft.
Hemmnisfaktoren in der Kreativwirtschaft Österreichs
64 Prozent der Kreativ-Unternehmen sehen Hemmnisse für die Umsetzung von Geschäftsideen. Diese beeinträchtigen den Unternehmenserfolg und das Wachstumspotenzial.
Zeit und Geld
Zeit ist der Faktor, der mehr als ein Fünftel der Unternehmen an der Realisierung von Geschäftsideen hindert. Ursache für den geringen zeitlichen Spielraum ist die kleinbetriebliche Struktur der Kreativwirtschaft, wo sich wenige Personen die vielfältigen Aufgaben im Unternehmen teilen. Über 37 Prozent der Unternehmen haben nur eine/n Mitarbeiter/in, dies ist in aller Regel die/der Eigentümer/in.
Finanzierungsschwierigkeiten
17,8 Prozent der CI-Unternehmen klagen über Finanzierungsprobleme, zumeist fehlen Eigenmittel. Dabei sind es die besonders innovativen, die am ehesten an Finanzierungsgrenzen stoßen.
Mangelnde Akzeptanz
13,5 Prozent der Kreativ-Unternehmen vermissen die Akzeptanz ihrer Leistung bei privaten wie öffentlichen KundInnen.
Innovative Unternehmen besonders von Hemmnissen betroffen
Innovative CI-Unternehmen nennen wesentlich häufiger Hemmnisse als CI-Unternehmen ohne F&E- und Innovationsaktivitäten. Sie sehen sich vor allem größeren Finanzierungsschwierigkeiten, gesetzlichen und bürokratischen Hürden sowie dem Fachpersonalmangel gegenüber. Dies gilt ganz besonders für Unternehmen mit Marktneuheiten und mit F&E.