Und plötzlich hat’s woom gemacht
Radfahren kann kinderleicht sein. Wenn der Sattel richtig eingestellt ist, die Griffe in die kleinen Hände passen und das Bike nicht zu schwer ist. Mit woom entwickelten Christian Bezdeka und Marcus Ihlenfeld Kinderfahrräder, die die Bedürfnisse von Menschen von 1,5 bis 14 Jahren berücksichtigen.
Fotos ©woom
„Die Innovation auf dem Radsektor konzentriert sich ausschließlich auf das Segment für den Spitzensport“, erinnert sich Christian Bezdeka an die Ausgangssituation. „Im nächsten Schritt werden technischen Neuerungen auf hochpreisige Räder übertragen.“ Ein paar Jahre später würden die Neuerungen auch bei Allround-Rädern ankommen. Kinderfahrräder blieben von Innovationen weitgehend ausgenommen.
Die besten Kinderfahrräder der Welt
Das blieb bis 2013 so. Dann hat es wortwörtlich woom gemacht. Der Industriedesigner Christian Bezdeka war damals für internationale Unternehmen tätig und entwickelte unter anderem Produkte für Kinder und die Fahrradindustrie. Durch Zufall begegnet er Marcus Ihlenfeld, einem, wie sich zeigen sollte, kongenialen Partner, weil er Managementerfahrung aus der Automobilbranche mitbrachte. „Alleine hätte ich es sicher nicht geschafft“, unterstreicht Bezdeka die Bedeutung eines funktionierenden Teams, in dem sich Kompetenzen ergänzen und verstärken. Auch die Chemie stimmte. Beide waren „radnarrisch“, auf der Suche nach geeigneten Rädern für ihre Kinder und bereit, Zeit und Know-how in eine neue Generation von Kinderfahrrädern zu investieren. Genau genommen sollten es die besten Kinderfahrräder werden. Dass sie woom heißen, verdanken sie dem Sohn des Firmengründers, der seine Begeisterung für Fahrtwind und Tempo in einem Wort verdichtete.
„Wenn unsere Kinder im Bett lagen, tüftelten wir nachts am Prototyp“, erzählt Bezdeka. Das Motto „Build prototype fast“ empfiehlt er auch allen anderen Startups: „Es macht sich bezahlt, im kleinen Rahmen einen Versuchsballon zu starten, zu lernen und zu schauen, dass die Lernkurve steil ist.“
Von Klosterneuburg in die ganze Welt
Die ersten 50 Räder, die in einer Wiener Garage entstanden, fanden sofort reißenden Absatz. Banken und die Fahrradindustrie zeigten sich skeptisch und beantworteten Anfragen der woom-Gründer abschlägig. Doch die aws impulse XL Förderung ermöglichte die Finanzierung des nächsten Schritts. Bezdeka und Ihlenfeld übersiedelten nach Klosterneuburg und bauten 500 Stück. Auch die waren im Nu vergriffen und die begeisterten Eltern erzählten die Geschichte vom hochwertigen Kinderrad weiter.
woom nahm Fahrt auf. Das Empfehlungsmarketing wirkte, die Produktion wuchs. Anfangs wurden die Räder ausschließlich über den Online-Shop verkauft, aber weil immer mehr KundInnen nach den hochwertigen Kinderrädern fragten, zog der stationäre Handel nach. In Österreich, in Europa, in den USA. Mittlerweile sind weltweit über 500.000 woom-Bikes unterwegs und das Unternehmen wächst weiter.
Nach dem Erfolgsrezept gefragt, antwortet Christian Bezdeka: „Ein gutes Fahrrad ist eine Komposition aus vielen guten Details. Wir liefern den Leuten gute Argumente, sodass sie bereit sind, mehr Geld für Hochwertiges auszugeben.“ Gute Details. Das sind beispielsweise grün und schwarz gefärbte Bremshebel, damit auch Kinder, die noch nicht zwischen links und rechts unterscheiden können, rechtzeitig auf die Bremse drücken. Oder das geringe Gewicht, das Kindern das Radfahren erleichtert und die Last für Eltern verringert. Und viele andere Feinheiten, die optimal auf die unterschiedlichen Bedürfnisse, Arm- und Beinlängen von Menschen zwischen eineinhalb und 14 Jahren abgestimmt sind und das Radeln kinderleicht machen.
Moderner Klassiker
Die Räder, die zurzeit in Kambodscha, Taiwan, Bangladesch und Polen gefertigt werden, gibt es inzwischen als Allround-Modell für Stadt und Bergtouren. „Bislang sind sieben Versionen entwickelt, aber von außen ist das Rad gleich geblieben“, beschreibt Christian Bezdeka ein Charakteristikum der Marke. Statt auf Pink und kurzzeitige Trends setzt man beim Design der Räder und des Zubehörs auf zeitlose Ästhetik, satte, fröhliche Farben und Langlebigkeit. Das zeigt sich auch bei der upCycling-Mitgliedschaft: Wer ein zu klein gewordenes Rad zurückgibt und ein größeres kauft, erhält 40 Prozent des ursprünglich gezahlten Kaufpreises zurück. Und ein Blick auf Online-Plattformen zeigt, dass gebrauchte woom-Bikes nahezu zum Neupreis gehandelt werden, weil Materialien und Komponenten der Vorstellung von „unkaputtbar“ entsprechen.
„Wir haben so etwas wie einen modernen Klassiker entwickelt,“ fasst Christian Bezdeka die Arbeit eines Jahrzehnts zusammen. Er und Co-Founder Marcus Ihlenfeld haben sich vor Kurzem aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und die Geschäftsführung einer neuen Generation anvertraut. „Auf einer höheren Flughöhe“ sind sie weiterhin für das woom-Team da und beschäftigen sich mit den Plänen für die Weiterentwicklung der Marke.