Gut vernetzt, genial verwoben
An den richtigen Fäden ziehen – diese Kunst beherrscht die Produktdesignerin und -managerin Teresa Urbano. Das Ergebnis ihrer interdisziplinären Kooperationen und Gestaltungskonzepte sind textile Erlebniswelten in der heimischen Möbelbranche.
Fil-à-Fil bedeutet so viel wie Faden an Faden. Genau genommen sind es helle und dunkle Kettfäden, die sich im regelmäßigen Auf und Ab zu einem feinen Muster verweben. Das kriegt man relativ früh mit, wenn man wie Teresa Urbano im Mühlviertel aufwächst, wo das Webereihandwerk seit Jahrhunderten Tradition hat. Dass ihr Unternehmen, dessen Fokus auf der Entwicklung und Produktion von textilen Kollektionen für Bett, Bad und Tisch liegt, Filafil! heißt, hat also guten Grund.
Aber das wäre noch nicht alles. Urbano sieht das „Faden an Faden“ auch als ideale Beschreibung vertrauensvoller Zusammenarbeit bei ihren interdisziplinär angelegten Projekten. „Während meiner Tätigkeit für internationale Unternehmen aus der Textil- und Möbelbranche habe ich zunehmend eine Lücke zwischen DesignerInnen und ProduzentInnen wahrgenommen. Sie sprechen einfach unterschiedliche Sprachen.“ Genau dort setzt das Geschäftsmodell der Produktdesignerin mit einem MBA in Innovationsmanagement an. „Ich wollte diesen Gap schließen und ein Service anbieten, von denen sowohl Kreative wie Möbel- und Textilunternehmen profitieren.“
Sympathie beim Bettenkauf
Zunächst beschäftigte sie sich eingehend mit den aktuellen Entwicklungen in der Möbelbranche und bei Heimtextilien. „Die Krise im traditionellen österreichischen Möbelhandel stellt die HerstellerInnen von Betten und Schlafsystemen vor neue Herausforderungen und verändert die Verkaufskanäle in der Großfläche.“ Zum anderen zeige sich, dass selbst beim Kauf funktionaler Möbeln, wie es Betten sind, emotionale Aspekte punkten. Etwa sympathische Bettwäsche, dem ersten Kooperationsprojekt von Filafil!
In der Umsetzung setzte die Produktentwicklerin ausschließlich auf heimische PartnerInnen: den Vorarlberger Bettwäsche-Hersteller Fussenegger, die Wiener Illustratorin Veronika Lambertucci und das oberösterreichische Unternehmen JOKA, das mit den natürlichen, ergonomischen Schlafsystemen seiner Premiummarke ProNatura bereits einen innovativ Weg eingeschlagen hatte.
Geschichten auf der Bettdecke
Die drei Unternehmen nahmen das Design- und Produktionskonzept, das Urbano inzwischen entwickelt hatte, auf und spannen die Ideen gemeinsam weiter. Die Illustratorin brachte ihr Wissen bei der Gestaltung von Kollektionen und das Gefühl für Trends, Muster und Farben ein. „Das Schönste an dem Projekt war für mich, dass mich Teresa Urbano im Briefing explizit bat, neben Ornamenten auch meine Collagen einzubringen. Die funktionieren aber ganz anders als Ornamente, weil sie Geschichten erzählen.“ Soviel Gestaltungsfreiraum hatte sie selten zuvor erlebt. „Normalerweise sind die Vorhaben eng und meine Arbeit ist mit dem Entwurf beendet, den fertigen Stoff sehe ich fast nie.“ Ganz anders bei diesem Projekt. Da konnte sie die verschiedenen Produktionsschritte mitverfolgen und das Ergebnis selbst in die Hand nehmen.
© Filafil!
Traumhafte Kollektion
Das Vorarlberger Textilunternehmen Fussenegger sorgte für die effiziente, ressourcenschonende Produktion und erlebte mit dem Digitaldruck von künstlerischen Collagen ebenfalls eine Premiere. Und für JOKA-Geschäftsführerin Anna Kapsamer-Fellner kam das Konzept der serienreifen Kollektion aus mehreren Gründen gelegen. Die eigene Bettwäsche-Kollektion würde die Markenpositionierung der Premiumlinie ProNatura optimal ergänzen und gleichzeitig konnte sich das Unternehmen auf die eigenen Kernkompetenzen konzentrieren und den aufwendigen Aufbau interner Strukturen für eine Produktentwicklung ersparen. Vom ersten Treffen dauerte es lediglich ein halbes Jahr bis die ungewöhnliche Bettwäsche-Kollektion im neuen ProNatura-Schauraum präsentiert wurde. „Eine gute, zielführende und unkomplizierte Zusammenarbeit“, sagt Kapsamer-Fellner über die innovative Netzwerkerin Urbano, mit der sie bereits an weiteren Plänen arbeitet. „Wir hätten nie so viel über Material und Design erfahren, wenn wir sie nicht kennengelernt hätten.“
© Filafil!