Innovationen im Gesundheitssektor: Im Interview mit dem Göttlicher Heiland Krankenhaus in Wien
Die Kreativwirtschaft umfasst alle Bereiche, in denen Kreativität, Wissen und Innovation eine entscheidende Rolle spielen. Daher ist es wichtig, das Potenzial und die Zusammenarbeit mit Kreativen zu unterstützen und zu fördern. Aus diesem Grund durften wir uns im April mit Frau Mag. Michaela Latzelsberger, der Geschäftsführerin des Göttlicher Heiland Krankenhauses im Wiener Bezirk Hernals, zum Interview treffen und sie zu Innovationen im Gesundheitssektor befragen.
Mittwochnachmittag in Hernals. Wir betreten das moderne und offene Göttlicher Heiland Krankenhaus und werden von einem lächelnden Portier begrüßt und zu den Fahrstühlen verwiesen. Bereits nach einer kurzen Fahrt mit dem Lift kommt uns auch schon Frau Mag. Michaela Latzelsberger, die Geschäftsführerin der Fachklinik, entgegen. Nach einer herzlichen Begrüßung nehmen wir in Ihrem Büro Platz und kommen ins Gespräch. Wir wollten erfahren, was die Kreativwirtschaft mit dem Gesundheitssektor zu tun hat und wie die Einschätzung der Expertin zu Innovation am Gesundheitsmarkt ist. Gleichzeitig haben wir auch erfahren, was bereits in ihren eigenen vier Wänden vonstattengeht, aber auch welches Potenzial die Zusammenarbeit mit der Kreativwirtschaft in Zukunft bringen kann.
KAT: Frau Latzelsberger, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für uns genommen haben. Was für ein Angebot hat das Göttliche Heiland Krankenhaus für Start-ups und Innovation?
ML: Wir haben in unserem, aber auch in anderen Krankenhäusern der Vinzenz Gruppe, sogenannte Innovation-Fellows. Das sind Mitarbeiter:innen, die Ideen oder Ansätze sammeln, die zu neuen Projekten führen sollen, Prozesse erleichtern, den Krankenhausalltag verbessern oder für Patient:innen einen Mehrwert schaffen. Zusätzlich haben wir innerhalb der Vinzenz Gruppe einen eigenen Innovation-Hub, wo diese gesammelten Ideen ausgewertet und im Idealfall auch realisiert werden. Dafür haben wir bereits viel Kontakt mit Start-ups und es wird mit größeren etablierten Unternehmen kooperiert. Ein Beispiel für eine Idee, die ihren Anfang im Innovation-Hub hatte, ist die neue Gesundheits-App „Hallo Gesundheit“ – sie wird in den nächsten Jahren weiterentwickelt, mit dem Ziel, dass Patient:innen ihre Gesundheitsdaten selbst verwalten und auch digital auf medizinisches Service zugreifen können. Diese Innovation wird schon im Barmherzige Schwestern Krankenhaus und im Göttlicher Heiland Krankenhaus genutzt und soll Patient:innen Ihren Gesundheitsprozess erleichtern.
KAT: Das klingt ja wahnsinnig praktisch. Das heißt Sie machen in diesem Bereich schon viel. Haben Sie dafür mit Kreativen zusammengearbeitet?
ML: Wir haben unterschiedliche Bereiche, in denen wir die Kraft der Kreativwirtschaft einsetzen. Wenn es um das Kreative geht, haben wir sehr viel mit Architekten zu tun, die uns unterstützen, das Krankenhaus der Zukunft zu planen und zu bauen, aber auch mit Werbeagenturen, die uns dabei helfen, Kommunikationsmaterial sowohl für das Fachpersonal als auch für Patient:innen zu erstellen. Bei einem komplexen Gesundheitssystem wie in Österreich, ist es uns besonders wichtig, dass unsere Kreativpartner:innen uns helfen, Informationen in Sprache und Bild umzusetzen, sodass es für jeden einfach und klar verständlich ist.
Und wir arbeiten gerade, unter der Leitung unserer Leiterin für klinische Psychologie, an einem Projekt mit dem Museum für moderne Kunst. Das Mumok ist derzeit wegen Renovierung geschlossen und die Kunstvermittler:innen sind gerade bei uns und veranstalten Kunstworkshops mit geriatrischen Patient:innen. Wir sind auch gerade in der Umsetzung einer Studie, mit dem Ziel zu messen, welche Auswirkungen das Beschäftigen mit Kunst auf geriatrischen Patient:innen hat. Wir glauben, dass die Beschäftigung mit Kunst, das Selbstgestalten, einen positiven Effekt auf die Gesundheit hat. Auch wenn wir gerade noch inmitten der Studie sind, spürt man diesen positiven Aspekt bei den Teilnehmer:innen bereits. Deshalb haben wir uns gedacht, wir wollen nach Abschluss der ersten Runde auch die Arbeiten bei uns im Spital ausstellen. Diese Verbindung von Kunst mit Gesundheit, hängt für uns einer ganzheitlichen Betrachtung Körper und Geist zusammen.
KAT: Also wird Ihr Spital auch direkt zu einer Galerie, wie schön! Wo glauben Sie, dass es noch kreatives Potenzial gibt? Welchen Mehrwert haben Kreative für den Gesundheitssektor? Wo können Kreative z.B. bei Unsicherheit oder Angst im Gesundheitssektor unterstützen?
ML: Es geht darum, wie und auf welche Weise Menschen erreicht werden und wie man komplexe Abläufe im Gesundheitswesen einfach erklären und klar darstellen kann. Gute Aufklärung zu betreiben ist wichtig, um Ängste zu nehmen. Diese Unterstützung kann die Kreativwirtschaft auch Krankenhäusern und Gesundheitsbetrieben bieten. Unser Haus ist gerade in einer Phase des Umbaus und Planung eines Neubaus, inkl. Umgestaltung des Vorplatzes der Kirche im Krankenhaus. Dabei unterstützen uns kreative Architekt:innen und auch eine inspirierende Künstlerin.
Zusammenfassend kann man sagen, der Mehrwert von Kreativschaffenden ist, dass sie komplexe Gedanken, Prozesse oder Entwicklungen in einprägsame, verständliche und manchmal sogar unterhaltsame Bilder und Anwendungen verwandeln können und neue, schöne Räume schaffen können. Das hilft in vielen Bereichen. Auch im Gesundheitsbereich, besonders um Ängste vor dem Krankenhaus abzubauen.
KAT: Wie wir vorher schon besprochen haben, sind viele Unternehmen der Kreativwirtschaft innovative Start-ups mit dem Potenzial, vor allem innovative Lösungen für die der digitalen, grünen und sozialen Transformation bereitzustellen. Da Sie Expertin aus diesem Fachbereich sind, würde ich gerne Ihre Einschätzung dazu erfragen: Ist diese digitale Transformation, die Sie in Ihrem Krankenhaus leben, auch Teil Ihrer Vision für den Gesundheitsmarkt?
ML: Gerade die Digitalisierung ist momentan ein sehr großes Thema. Obwohl im Gesundheitsbereich – und gerade in einem Krankenhaus – der menschliche Kontakt immer unerlässlich sein wird, werden digitale Lösungen im Krankenhausbetrieb gesucht und gezielt eingesetzt, auch für die Patient*innen. Wir werden zukünftig riesige Mengen an Daten generieren, die wir zur effizienten Entscheidungsfindung, zur Individualisierung von Therapien oder zur Früherkennung von Krankheiten nutzen können. Patient:innen werden ihre Termine und Befunde selbst verwalten und ihre Therapiegespräche online führen können. Die Digitalisierung kann dabei unterstützen, sie durch das Gesundheitssystem zu lotsen, um schnell die richtige Anlaufstelle zu finden.
Für diesen Wandel brauchen wir kompetentes Personal, das mit neuen Technologien und dem nachhaltigen Umgang mit Ressourcen umgehen kann. Dazu zähle ich auch die Ressource Mensch, mit der es ebenso nachhaltig und wertschätzend umzugehen gilt – gerade in Zeiten der Überlastung des Gesundheitspersonals. In diesem Spannungsfeld birgt die Digitalisierung enorme Potenziale für die Gesundheitsversorgung, aber auch die Herausforderung, diese Potenziale verantwortungsbewusst zu nutzen.
KAT: Wenn in unserem Netzwerk ein kreativer Kopf sitzt und eigentlich eine bahnbrechende Idee hat, aber noch keinen Umsetzungspartner, kann man sich bei Ihnen melden? Suchen Sie noch Partner:innen aus dem Kreativsektor?
ML: Dann muss man uns bitte anrufen. Ich nehme mir regelmäßig Zeit für Termine mit Start-ups und schaue, wie wir in der Umsetzung unterstützen oder welchen Piloten wir in unserem Haus starten können, weil ich glaube, man profitiert von der Kompetenz im Gesundheitswesen, die wir haben. In jedem Fall ist es eine Win-win-Situation für beide Seiten. Wir sind offen für Neues und geben, wenn möglich, auch kreativen Raum und probieren gern aus.
Du suchst noch Partner:innen im Gesundheitssektor?
Du arbeitest an einer Innovation im Gesundheitssektor und brauchst noch Unterstützung von Expert:innen? Du suchst einen Ort für ein Pilotprojekt oder hast eine bahnbrechende Idee, für die du noch eine/n Umsetzungspartner:in suchst? Dann melde dich jetzt beim Göttlicher Heiland Krankenhaus. Schicke am Besten direkt ein Mail an beatrix.peknic@khgh.at und mach dir ein Erstgespräch aus!
Interview geführt und Beitrag verfasst von Marie Sophie Janaczek