Geschichte des Monats
Grafikerin Anna Weinzettl entwickelte eine neue Schrift, die Braille-Zeichen in gedruckte Zeichen übersetzt.
Kleine Punkte, die glücklich machen. Luckydots. So heißen die Schriftzeichen, die Anna Weinzettl entwickelte, um Braille-Schrift in gedruckte Zeichen zu übersetzen. In ihrem ersten Kinderbuch zeigt sie, wie das funktioniert.
Blinden und Sehenden das gemeinsame Lesen zu erleichtern – diese Idee beschäftigte die Grafikerin schon im Studium. Doch die Realisierung ihres Projekts wurde erst mit einer neuen Drucktechnik möglich.
Durch das C hoch 3 Kreativwirtschaftscoaching lernte sie Norbert Estermann kennen, einen Fachmann mit Interesse an ungewöhnlichen Druckaufträgen. Mit Akribie und Ausdauer testeten Grafikerin und Drucker unzählige Lacke, probierten unterschiedliche Papiere, optimierten die Schrifthöhe und fanden schließlich die Lösung: Winzige UV-Lack Tropfen werden auf dem Papier aufgebracht und bleiben auch nach wiederholtem Betasten gut lesbar. So ist jeder einzelne Buchstabe für Blinde und Sehende gut zu lesen, die Regeln und Besonderheiten der Brailleschrift erschließen sich auch für Sehende.
„Wo ist Luna?“ heißt die erste Geschichte, die Anna Weinzettl mit den Luckydots erzählt. Punkt für Punkt, Buchstabe für Buchstabe können Blinde und Sehende gemeinsam auf die Suche nach der kleinen Katze gehen. Der Frosch, der Igel und die anderen Tiere, denen sie dabei begegnen, sind durch die Lacktechnik in den Illustrationen ebenfalls gut tast- und begreifbar. Mit Igelstacheln, glattem Katzenfell, feinen Strukturen und klaren Konturen.
Die intensive Testphase, in der das Feedback von blinden Leserinnen und Lesern eingeflossen ist, hat sich gelohnt, weiß Anna Weinzettl heute. Binnen Kurzem war die Finanzierung der Erstauflage durch das Crowdfunding gesichert, das Echo des Buches mit dem Lackdruck ist überaus positiv. An der englischen Ausgabe wird gearbeitet.
Fotos: Anna Weinzettl